Online-Leasing für Sparkassen
Alles begann im November 2016, als ich gebeten wurde, für eine Vorstudie technische OPTANIUM-Expertise für den Online-Verkauf eines Leasingprodukts bereitzustellen. In der Realisierungsphase wurde der Projektleiter auf ein anderes Projekt transferiert und ich habe angeboten, die Projektleitung zu übernehmen. Wir sind dann im Januar 2017 mit einem Business Analyst der IT, einem Fachbereichsspezialisten des Kunden, sowie in Teilzeit rund 40 anderen Kundenmitarbeitern, hauptsächlich im Bereich Risikomanagement ins Umsetzungsprojekt gestartet.
Die Zielsetzung war es, Sparkassenkunden einen Online-Abschluss eines noch zu erfindenden, vereinfachten Leasingprodukts im Internetauftritt jeder teilnehmenden Sparkasse zu ermöglichen. Dabei sollte das Produkt leicht verständlich sein, die Zielgruppe online affine Gewerbe- und Geschäftskunden (und Freiberufler) und alles möglichst innerhalb von 2 Minuten abschließbar. PostIdent oder sonstige Medienbrüche sollten ein NoGo sein.
Die Designphase war intensiv; es war für mich überraschend, wie viele Abteilungen und Stakeholder eingebunden werden mussten. Die Stimmung im Projekt war hervorragend, alle freuten sich darüber, mit einem Online-Produkt den Wettbewerb links und rechts überholen zu können.
Nachdem das Produkt definiert und die notwendigen regulatorischen Anforderungen erfüllt waren (z.B. das NPP-Verfahren nach MaRisk8.1) ging es in die Realisierung und die Ausarbeitung des Zuführungskonzepts. Die Zuführung erfolgt auf Basis von EMMA, eines Marketingtools der Sparkassen, mit dessen Hilfe zielgruppengenaue Selektionen von passenden Kunden möglich sind. Für unser Projekt haben wir Gewerbe- und Geschäftskunden mit Onlinevertrag und TAN-Verfahren selektiert, die alleinvertretungsberechtigt Geschäfte für ihr Unternehmen abschließen können.
Die verschiedenen IT-Partner waren die größte Herausforderung. Insgesamt acht Unternehmen waren an den unterschiedlichen Prozessschritten beteiligt und mussten nahtlos zusammenarbeiten um einen ordnungsgemäßen Test und eine Abnahme zu ermöglichen. Es stellte sich heraus, dass einige Unternehmen, insbesondere diejenigen, die eine Monopol-Stellung innehaben, wenig Motivation zeigten, einen guten Job zu machen. Nach Eskalationen über viele Wochen war das Thema dann aber auch ausgeräumt und wir konnten mit einer über zweimonatigen Verzögerung in den Integrationstest starten.
Im Verlauf der Tests konnten wir den Verzug bis auf zwei Wochen aufholen, wobei sich große Unterschiede in der Qualität der Partner zeigten. OPTANIUM lieferte das Backend bei rund 0,2 Fehlern pro Personentag, andere Partner verursachten bis zu 2 Fehler pro Tag Entwicklung im Abnahmetest.
Letzten Endes ging die Anwendung termingerecht und in voller Funktionalität live. Bis heute sind keine relevanten Fehler in der Produktion bekannt. Rund 20 Pilotsparkassen setzen das System bis Mitte August 2018 ein, danach werden alle rund 400 Sparkassen es nutzen können.
Lessons learned:
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Unterschätzen Sie den administrativen Aufwand im Bankenumfeld niemals. Klären Sie vor Projektbeginn mit der Risikoabteilung, wer zu involvieren ist, welche Normen und Gesetze betroffen sind und welche Termine zu beachten sind
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Sprechen Sie die Funktionalität zu Beginn der Entwicklungsphase mit allen Beteiligten im Detail in einer großen Runde durch. Einige Anbieter benötigen das, um zu verstehen, was sie tun sollen
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Überwachen Sie Lieferanten, mit denen Sie erstmals zusammenarbeiten, engmaschig, um bei Fehlentwicklungen schnellstmöglich reagieren zu können.
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Vereinbaren Sie Pönalen bei Überschreiten von vereinbarten Zulieferterminen. Es muss beim Lieferanten wehtun, wenn er den Gesamtplan gefährdet
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Eskalieren Sie bei monopolartigen Anbietern zeitnah und lieber etwas höher als üblich, um Awareness für das Projekt zu erzeugen und einen Zugang zum Management zu erhalten. Das erleichtert die weitere Arbeit ungemein.
In Summe hat das Projekt dem Kunden viel Spaß gemacht. Die Umsatzprognose muss sich noch bewahrheiten, aber das ist angesichts der Vorarbeit wahrscheinlich nur eine Formsache.